Pakistan: Abfallbehandlung mittels „Plasma-Technologie“ ?


…kein großes Projekt, doch ein dafür umso mehr spannendes mit Frage­stellungen, wie diese sich im internationalen Beratungsgeschäft mitunter ergeben – und das bemerkenswerterweise häufig in Schwellen- und Entwicklungsländern, von denen (und das ohne jeden Zweifel zu Recht) angenommen werden darf, dass die Beschäftigung mit Prototyp-Techno­logien sinnvollerweise nicht ans obere Ende einer Prioritäten­skala zu reihen ist. Doch die bisweilen ins Zwanghafte gesteigerte König Midas-Idee, Abfall rückstandsfrei über die Zwischenformen Rohstoffe und/oder Energie in Geld zu verwandeln, wird mit einer Vehemenz und Ausschließ­­lichkeit verfolgt, die in aller Regel reziprok zum technischen Erfahrungs­horizont der jeweiligen Technologie-Befürworter ausgeprägt ist – wobei dies für Zentraleuropa genauso wie für Schwellen- und Ent­wicklungs­länder gilt. Hier als Berater erfolgreich einzuhaken ist wohl die größte Herausforderung unserer Zunft und erfordert nicht nur fundiertes Ingenieurswissen, sondern auch Fingerspitzen­gefühl, päda­gogisch-didaktische Fähigkeiten – und etwas Glück, wie im vorliegenden Projekt.

Seit Jahren ist die thermische Abfallbehandlung im Plasma Gegenstand der Forschung (allerdings sind im Entsorgungsmaßstab betriebene Anlagen – vor allem für Siedlungsabfall – nicht zweifelsfrei benennbar). LWMC Lahore Waste Management Company, der Abfall­wirtschaftsbetrieb der Stadt Lahore (mit 7 Mio. Einwohnern die zweit­größte Stadt Pakistans) verfolgt die Vision, der prekären Energie­knapp­heit der Region mit einem High-Tech-Müllbehandlungsverfahren beizu­kommen. Ein entsprechendes Vergabeverfahren mit der Suche nach geeigneten Anlagenlieferanten – zumindest aktuell eingeschränkt auf „Plasmavergasung“ – ist eingeleitet. Als dessen Teil wurden TBU von LWMC Bieterunterlagen zum Zweck der Vorbereitung auf die Besichti­gung von Referenzanlagen zur Verfügung gestellt mit dem Ziel, zu einer Prüfung der angebotenen Technologie hinsichtlich der Eignung für den in Lahore gesammeltem Müll (der nach seiner Zusammensetzung sowie daraus ableit­barem Energieinhalt gut untersucht ist), Prozessstabilität, Energieausbeute und schließlich den Investitions- und Betriebs­kosten beizutragen (die eigentliche Assistenz in der Projektumsetzung bezieht LWMC von einem Bera­tungsunternehmen aus den USA, wo zum Plasma-Verfahren viel Entwicklungsarbeit geleistet wurde).

Der Projektstand auf unserer Seite kann aktuell (Jänner 2014) mit Identi­fikation geeigne­ter Plasma-Referenzanlagen umrissen werden (was dauern dürfte). Parallel dazu ist in Lahore die Errichtung einer Pilotanlage geplant. Bei rationalem Agieren der verantwortlichen Leitungsebenen darf vermutet werden, dass spätestens nach dieser Phase die Frage der Technologiefestlegung einer Neubewertung unterzogen wird.